Der Bausektor steht in den kommenden Jahren vor einem bedeutenden Wandel. Das Streben nach Kohlenstofffreiheit und die Betonung der Verwendung erneuerbarer Materialien bedeutet, dass die Bauunternehmen immer mehr Holz verwenden.
Der Klimawandel verursacht Veränderungen
Die Klimakrise beschleunigt sich und ihre Auswirkungen werden ernsthaft sein. Die Zunahme der Intensität von Wetterereignissen und der Durchschnittstemperatur der Erde bedeutet, dass sich alle Wirtschaftssektoren an die neue Welt anpassen müssen. In den kommenden Jahren werden sich die Regierungen in Richtung Kohlenstofffreiheit bewegen, was zu dramatischen Veränderungen in der Wirtschaft führen wird.
Einer der Sektoren, die vor großen Veränderungen stehen, ist der Bausektor. Den Angaben zufolge war er 2018 für 36% des Energieverbrauchs und 39% der Treibhausgasemissionen verantwortlich[1]. Die Bauindustrie wird in den kommenden Jahren die von ihr verwendeten Technologien ändern müssen, um die immer strengeren Anforderungen der Gesetzgeber zu erfüllen.
Es ist daher zu erwarten, dass das Interesse an Bauweisen wie der Modul- oder Holzrahmenbauweise im kommenden Jahrzehnt zunehmen wird. Auch die verwendeten Materialien werden sich ändern - in Deutschland und Skandinavien ist bereits eine Abkehr von Beton zu beobachten, der durch Holzwerkstoffe und Fertigbauweise ersetzt wird.
Die heutigen Holzwerkstoffe bieten hohe Qualität, lange Haltbarkeit und sind umweltfreundlich. Das Holz für ihre Produktion stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, und jeder Einschlag wird durch Anpflanzung kompensiert. Es gibt viele Arten von Holzbaustoffen, aber am häufigsten werden vier verwendet: CLT, KVH, LVL und I-Balken – sagt Roman Jakubowski, Verkaufsdirektor bei Unihouse S.A. CLT-Holz
CLT-Holz
CLT steht für Cross Laminated Timber, was übersetzt so viel bedeutet wie Brettsperrholz. Die Technologie wurde 1947 von dem französischen Ingenieur Pierre Gauthier entwickelt, wurde aber erst um die Wende der 1980er und 1990er Jahre populär.
CLT-Paneele bestehen aus wechselseitig verleimten Brettern, die in der Regel aus Fichtenholz hergestellt werden. Die Art des verwendeten Leims bestimmt die Feuerbeständigkeit des Ganzen – im Falle von Melaminleim erhöht die darin enthaltene Mindestmenge an Formaldehyd die Haltbarkeit des Ganzen. Es wird auch Polyurethanleim verwendet, der kein Formaldehyd enthält, so dass die Platte umweltfreundlicher, aber dafür etwas weniger feuerfest ist. Es ändert nichts daran, dassder Feuerwiderstand von CLT-Platten höher ist als der von ungeschütztem Stahl.
CLT bietet eine hohe Dchtheit, Diffusionsoffenheit von Trennwänden und Schalldämmung. Brettsperrholz kann zur Herstellung von Wänden, Böden und Decken verwendet werden und bietet Architekten und Bauherren eine breite Palette von Möglichkeiten. Ein Beispiel für die Vielseitigkeit und Langlebigkeit dieses Materials ist der 85 m hohe Mjøstårnet-Wolkenkratzer in Brumunddal, Norwegen, dessen Konstruktion auf CLT basiert.
KVH-Holz
Eine weitere Holzart, die im Bauwesen verwendet wird, ist KVH-Brettschichtholz (in Deutschland Konstruktionsvollholz). Sie werden für die Konstruktion von Wänden im Holzrahmenbau, Decken, Dachstühlen oder Balken für Fußböden verwendet. Die einzelnen Holzteile werden mit Mikroschwalbenschwänzen zusammengeleimt.
KVH wird in der Regel aus Fichtenholz hergestellt, das in der Kammer auf 15% Feuchtigkeit getrocknet wurde. Das Ergebnis ist eine hohe strukturelle Festigkeit - wir sprechen von der Festigkeitsklasse C24. Nach der Norm EN1912 ist dieses Holz weder verwindungsanfällig noch bildet es Mikrorisse. Außerdem bietet es einen wirksamen Brandschutz - KVH hat abgeschrägte Kanten und ist vierseitig gehobelt, um die Ausbreitung von Feuer zu verhindern.
LVL-Holz
Holzwerkstoffe wie LVL (Eng. laminated veener lumber, Furnierschichtholz) werden auch im Holzbau verwendet. Aufgrund seiner Biegefestigkeit, seiner hohen Elastizität und seines im Vergleich zu Stahl oder Beton deutlich geringeren Gewichts eignet es sich als leichtes und stabiles Bauelement für Wände oder Dächer. Es eignet sich für die Konstruktion von Balken, Sparren, Pfetten oder Mauerlatten.
LVL wird aus verleimten, laminierten Furnieren (dünne Blätter) aus Weichholz hergestellt. Die so hergestellte Platte zeichnet sich durch sehr gute mechanische Eigenschaften und eine einfache Verarbeitung aus. Die Verwendung dieser Holzart kommt auch der Energieeffizienz des Gebäudes zugute - LVL wird vom Pasivhaus Institut Darmstadt empfohlen.
I-Träger
Ein weiteres Holzmaterial, das im modernen Bauwesen verwendet wird, sind I-Träger, die im Englischen als I-beams bezeichnet werden. Der Balken besteht aus zwei Streifen - unten und oben - aus LVL-Leimholz und einem OSB-Steg dazwischen. Das Ganze wird auf einer speziellen Presse mit wasserfesten Klebstoffen zusammengepresst.
I-Träger zeichnen sich durch ihre hohe Steifigkeit und Festigkeit aus, vor allem aber durch ihre positive Wirkung auf die Energieeffizienz von Gebäuden - sie werden am häufigsten im Passivbau eingesetzt, wo sie als Deckenbalken oder Sparren dienen. Dank ihres geringen Gewichts und ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Verformung durch Feuchtigkeit sind sie eine interessante Alternative zu Massivholz oder Schnittholz.
Die Zukunft von Holz im Bauwesen
Die Vielzahl der Holzbaustoffe eröffnet dem Holzhausbauer ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Obwohl die traditionelle Bauweise auf der Grundlage von Beton und Stahl immer noch vorherrschend ist, werden jedes Jahr immer mehr Gebäude aus Holz gebaut.
Holz ist in den letzten Jahren als Baumaterial wieder in Mode gekommen. Sowohl Umweltauflagen als auch technologische Entwicklungen haben dazu geführt, dass immer mehr Holzhausunternehmen entstehen und Länder aktiv in diesen Sektor investieren. Beispiele hierfür sind das schwedische Wohnungsbauprogramm Allmännyttans Kombohus oder das polnische Staatsunternehmen Polskie Domy Drewniane.
Kohlenstoffarme, grüne Technologien werden in den kommenden Jahrzehnten noch wichtiger werden. Sicher ist, dass sich die Bauindustrie verändern wird, wobei die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Holz, seine einfache Verarbeitung und seine 100%ige Erneuerbarkeit die wichtigsten Triebkräfte für den Wandel sind.
[1] https://iea.blob.core.windows.net/assets/3da9daf9-ef75-4a37-b3da-a09224e299dc/2019_Global_Status_Report_for_Buildings_and_Construction.pdf